Die Muttergottes von Salm

Geht man ins Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum in Trier, so findet man in
der obersten Etage im großen Saal eine auffallend schöne Holzfigur der Mutter Gottes mit dem Kinde. 
Das weich gearbeitete Antlitz ist von breiten Locken umrahmt. Der Blick richtet
sich auf eine rote Rose in der rechten Hand. Der goldene Mantel gleitet sehr naturalistisch an der Figur herab. Seine Innenseite ist blau mit goldenen Punkten. Auf dem Sockel schaut der rot beschuhte rechte Fuß aus dem Mantel. Der linke Fuß ist nicht sichtbar. Vielleicht ist dies ein Hinweis auf die Entstehung der Legende "Die Blume Frauenschuh"? Spekulationen hierüber sollten an dieser Stelle erlaubt sein. Das nackte Kind auf dem  linken Arm wirkt sehr lebhaft und natürlich. Leider fehlen ihm der linke Fuß und die linke Hand. 

Auffallend an der gesamten Figur sind die sehr gut erhaltenen Farben. Dies wird
besonders deutlich, wenn man diese mit den anderen Holzfiguren gleichen Alters im Museum vergleicht. Wie kommt dies? In dem Buch "Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun" (1928) auf S. 234 erkennt man trotz der Schwarzweiß-Aufnahme deutlich einen farbigen Überzug. Die Figur ist also seit ihrer Entstehung Anfang des 16. Jahrhunderts mindestens einmal übermalt worden. Die Übermalung hat die Ursprungsfarben sozusagen konserviert. Die Restaurierung selbst beschränkte sich offensichtlich auf das Entfernen des farbigen Überzugs. 

Wie gelangte die Figur ins Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum? Erstmals ist
sie in dem 1957 erschienenen Heftchen "Trierer Madonnen" von M. Schrecklinger erwähnt und abgebildet. Leider wurden in früheren Zeiten Neueingänge des Museums sehr unzureichend dokumentiert. Die Inventarnummer 54,33 gibt einen Hinweis, daß die Figur 1954 in das Museumsinventar aufgenommen wurde. Ein schriftlicher Hinweis bezüglich der Übernahme liegt dort nicht vor. Mündliche Hinweise führen jedoch zu Pfarrer Heil (1944 - 1956), der die Madonnenfigur "irgendwann nach dem Krieg" dorthin geschafft haben soll.

Oft stellt man sich bei solchen Kunstdenkmälern die Frage nach dem Wert. Die
Angabe des Wertes einer solchen Figur ist immer eine schwierige Angelegenheit, da es keine festen Preise für solche Objekte gibt, und man immer auf vergleichbare Stücke, die im Kunsthandel angeboten wurden, zurückgreifen muß. Man liegt sicher nicht falsch, wenn man einen Wert zwischen 40 000 und 50 000 DM angibt.

Quellen: Markus Groß-Morgen, wissenschaftl. Assistent im
Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum
Christian Thömmes

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